„Positive Fehlerkultur etablieren“

Veranstaltung der IG Tennis Münster zum Thema „Sexualisierte Gewalt im Sport“

© WTV

„Sexualisierte Gewalt im Sport“ - für viele in den Vereinen ist es nach wie vor ein sperriges Thema, über das oft nicht offen gesprochen wird. Die IG Tennis Münster e.V., zu der 23 Tennisvereine aus dem Münsterland gehören, hatte jetzt (12. März) zum Vortrag „Prävention sexualisierter und interpersoneller Gewalt im Sport“ in das Vereinsheim des TC St. Mauritz eingeladen. Nach der Begrüßung von Lutz Rethfeld, Vorsitzender der IG Tennis, gab Tina Dragutinovic, die seit knapp zwei Jahren Referentin für Prävention von sexualisierter Gewalt im Sport der IG Tennis NRW (Verbände TVN, WTV & TVM) ist, einen interessanten Einblick in dieses Thema. Wir haben die Fachfrau nach dem Vortrag gebeten, uns drei Fragen zu beantworten:

Prävention ist ein wichtiges Thema. Welches Handwerkszeug ist hier für Vereine aus Ihrer Sicht besonders wichtig bzw. was empfehlen Sie Vereinen, die sich bisher mit diesem Thema nicht beschäftigt haben?

Tina Dragutinovic: Zu Beginn sollte sich ein Verein Gedanken dazu machen, welche Präventionsmaßnahmen existieren und welche davon möglicherweise bereits schon im eigenen Verein etabliert sind oder welche noch angestrebt werden. Es ist beispielsweise sinnvoll, zunächst zu überprüfen, ob bereits das erweiterte Führungszeugnis von Personen im Verein eingesehen wird, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten oder ob ein Passus zur Thematik bereits in der Satzung verankert ist, der die Haltung des Vereins gegen Gewalt ausdrückt. Zudem ist es ratsam eine Arbeitsgruppe zu bilden, die das Thema im Verein maßgeblich koordiniert. 

Sie haben das Qualitätsbündnis des Landessportbundes NRW zum Schutz vor sexualisierter und interpersoneller Gewalt im Sport vorgestellt. Was steckt hinter diesem Bündnis?

Tina Dragutinovic: Das Qualitätsbündnis ist eine Initiative des Landesportbundes Nordrhein-Westfalen, das sich zum Ziel gesetzt hat, sexualisierte und interpersonelle Gewalt im Sport wirksam vorzubeugen und diese zu bekämpfen. Dafür wurden zehn Kriterien entwickelt, die den Sportvereinen dabei helfen, das Thema im eigenen Vereinen zu enttabuisieren, Präventionsmaßnahmen umzusetzen sowie Orientierung bei Krisen- und Verdachtsfällen zu bieten. Zu den Kriterien gehört beispielsweise die Erstellung eines Schutzkonzeptes, die Abfrage von erweiterten Führungszeugnissen und die Benennung und Qualifizierung von Ansprechpersonen. Letztendlich kann die Umsetzung des Qualitätsbündnisses im eigenen Verein allen Beteiligten Handlungssicherheit und Schutz bieten und gleichzeitig potentielle Täter abschrecken indem deutlich wird, dass sich der Verein mit dem Thema auseinandersetzt.  

Die „Kultur der Achtsamkeit“ haben Sie in Ihrem Vortrag betont. Wie können Vereine diese Kultur in ihren Verein einbinden? Haben Sie da Tipps?  

Tina Dragutinovic: Die „Kultur der Achtsamkeit“ meint, dass sich alle Akteure im Verein mit Respekt, Wertschätzung und Vertrauen begegnen.  Dazu gehört beispielsweise eine positive Fehlerkultur zu etablieren. Dabei sollten sich alle beteiligten Personen im Verein ermutigt fühlen, Fehler offen anzusprechen, zu analysieren und als Lernmöglichkeit zu nutzen ohne Angst vor negativen Konsequenzen zu haben. Gleichzeitig fördert diese positive Fehlerkultur Vertrauen und Offenheit innerhalb des Vereines. 

Weiterhin wird eine „Kultur der Achtsamkeit“ zum Beispiel gefördert, indem bestimmte Entscheidungen nicht immer von denselben Personen getroffen werden, sondern vielmehr auch diejenigen miteinbezogen werden, die direkt von dieser Entscheidung betroffen sind. Das bedeutet, dass auch Kinder und Jugendliche ein Recht darauf haben mitreden zu dürfen und auch Beschwerden zu formulieren. Sie sollten darin unterstützt werden, eigene Handlungsmöglichkeiten zu erkennen und eigene sowie fremde Bedürfnisse und Grenzen mitteilen zu können. 

Wichtig zu erwähnen ist, dass die Etablierung einer „Kultur der Achtsamkeit“ ein Prozess ist, der andauern kann. Vereine sollten sich hierbei also nicht unter Druck setzen, denn Veränderungen benötigen Zeit, um auch nachhaltig wirken zu können. 

Letztendlich kann die Etablierung einer „Kultur der Achtsamkeit“ im eigenen Verein, wie die Ergebnisse der Safe Sport Studie der deutschen Sporthochschule Köln zeigen, das Risiko für Fälle von sexualisierter Gewalt minimieren, da ein offener und respektvoller Umgang miteinander gefördert wird, der alle Akteure im Verein dazu ermutigen kann, hin- anstatt wegzuschauen. 

Kontakt: Tina Dragutinovic, Referentin für Prävention von sexualisierter Gewalt (für die NRW-Tennisverbände WTV, TVN & TVM);

Telefon: 02307 92460-24

E-Mail: tdragutinovic@wtv.de sowie die Stadt- und Kreissportbünde.

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